auf dem Gipfel des Khao Lo Muak

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Sonntag, 10. Juli 2016

Müllprobleme auf Korfu

Probleme mit der Müllentsorgung gibt es auf Korfu schon immer, zumindest seit ich seit Ende der 90er Jahre mehr oder weniger regelmäßig auf der Insel gelebt habe. Früher waren diese Probleme noch relativ klein und nur an wenigen Tagen im Jahr wirklich spürbar, so zum Beispiel beim Streik von der Müllabfuhr oder der Mitarbeiter der Mülldeponie.
In den letzten Jahren hat sich diese Problematik jedoch drastisch verschärft und die Gründe sind heute andere. Das Grundproblem Nr. 1 ist die Tatsache, dass Korfu nur über eine einzige offizielle Mülldeponie verfügt. Diese befindet sich bei der Ortschaft Temploni, in der Mitte der Insel, nur wenige Kilometer von der Inselhauptstadt entfernt. Die Kapazität dieser Mülldeponie reicht jedoch schon lange nicht mehr aus, was in den vergangenen Jahren immer häufiger zu verständlichen Protesten der Bewohner der Ortschaft Temploni geführt hat. Durch das beständige "Anwachsen" der Deponie, rückte diese mehr und mehr auf die Ortschaft zu, was die Bewohner natürlich nicht besonders lustig finden. Geruchsbelästigungen sind da noch die kleineren Übel. Gesundheitliche Gefahren können nicht ausgeschlossen werden, bzw. sind höchst wahrscheinlich anzunehmen, da nicht nur der "normale Hausmüll" dort eingelagert wurde, sondern auch "Sonderabfälle" aller Art. Und wenn jemand von dort wegziehen möchte und seine Immoblie verkaufen will, findet er 100%ig keinen Käufer. So sitzen die Anwohner von Temploni quasi in einer "Müll-Falle". Den Bewohnern von Temploni wurde immer wieder versprochen, dass eine Lösung dieses Problems gefunden wird. Da es sich aber immer nur um leere Versprechungen von Politikern gehandelt hat, welche ihren Versprechungen nach einer Wahl dann keinerlei Taten folgen ließen, wurde die Deponie immer wieder von den Anwohnern "blockiert", so auch dieses Jahr!

 
Es wurde vor vielen Jahren geplant eine 2. Mülldeponie zu bauen. Diese sollte zwischen Lefkimi und Kavos, also ganz im Süden der Insel, enstehen.
Die Verfahren zur Errichtung dieser Deponie wurden bereits 1995 eingeleitet.
Anfang Juni 2008 kam es zu extremen Protesten der Anwohner, die in einem riesigen Polizeieinsatz mündeten. Bei einem dieser Polizeieinsätze kam es sogar zu einem Todesfall.
Wie man öffentlich zugänglichen EU-Dokumenten entnehmen kann, wurde die Bebauung des geplanten Deponiegeländes in Temploni durch den Kohäsionsfonds 2000 – 2006 in einer Gesamthöhe von 3.000.000 EUR kofinanziert. Trotz dieser enormen "Geldspritze" wurde die Deponie im Süden der Insel nie in Betrieb genommen.


Seit Dezember 2015 läuft zudem ein Verfahren gegen Griechenland vor dem Europäischen Gerichtshof, da das Land seit 2007 massiv gegen bestehende EU-Vorschriften in Sachen Abfällen und Deponien verstoßen hat.
 
Wir sind nun seit Ende April 2016 auf der Insel und haben vom ersten Tag an das Anwachsen der Müllberge auf Korfu verfolgen können, da die Deponie in Temploni wieder von den Anwohnern "blockiert" wurde, so dass die Müllautos dort nicht einfahren können. Bis vor ca. 1 Woche hat sich das hingezogen, sprich bis zum Beginn der Hauptsaison. Egal wo man sich auf der Insel befindet, war man mit Müllbergen konfrontiert. Die Inselhauptstadt stank "zum Himmel", bis in den letzten Inselwinkel gehörten riesige Müllhaufen zum Inselalltag. Die Urlaubsorte wussten gar nicht mehr wohin mit den Abfällen. Ein Umweltskandal erster Güte bahnte sich an.

Seit wenigen Tagen hat sich das Geschehen gewendet. Es gibt angeblich eine 2-monatige Frist für die Deponie Temploni, weiteren Müll anzunehmen. Dies ist wohl u.a. dem Druck von internationalen Reiseveranstaltern geschuldet, die wohl damit gedroht haben, Korfu von Ihren "Destination-Lists" zu streichen. Das heißt nichts anderes, dass es nur um die Hauptsaison Juli und August geht. Es wird also ein wenig "Müll-Kosmetik" betrieben. Das Grundproblem ist danach dasselbe, eine Lösung ist nicht in Sicht.
Eine gestern durchgeführte Insel-Tour bestätigt meine Befürchtungen: Es wird noch mehr als 2 Monate dauern, die jetzigen Müllberge überall abzutransportieren. Egal wo ich war, ich bin vom Nordwesten bis runter in den Süden auf Höhe von Agios Georgios / Argirades gefahren, die Westküste runter, die Ostküste rauf (vorallem am jeweiligen Ortsrand der Ortschaften Moraitika und Messonghi war es besonders schlimm), die Müllhäufen sind riesig und stinken vor sich hin.

Korfu, die Müllinsel im Ionischen Meer. Das könnte spätestens nächstes Jahr eine Überschrift über einem Artikel einer Zeitung oder einem Kommentar im Internet sein. Kommunalpolitische Lösungen sind absolut nicht in Sicht und die Korfioten selbst sind mehr als träge, für sich selbst im Kleinen wirkungsvolle Lösungsansätze zu finden und zu praktizieren. Müllvermeidung wäre ein sinnvoller erster Schritt und wird auch mehr und mehr diskutiert und sogar praktiziert. Aber solange noch die Mehrheit ihre Einkäufe in zig-Plastiktüten packt und Glas, Plastik, Metalldosen, Papier und Pappe in den normalen Hausmüll wandert (ich habe schon beobachtet, wie ein ganz Schlauer seine Gartenabfälle in die normale Mülltonne gepackt hat), wird das Thema Mülltrennung nicht wirklich ernst genommen und kann sich deshalb nicht durchsetzen. Farblich unterschiedliche Mülltonnen zum Trennen stehen schon seit einigen Jahren bereit, nur man muss sie halt auch entsprechend nutzen. Wobei die eigentliche Mülltrennung ja auch nur der erste Schritt sein kann, die getrennten Müllfraktionen müssen danach sinnvoll weiter verarbeitet werden.


Kleine Anfänge gibt es, so z.B. bietet der Gemüsehändler in Kavvadades Papiertüten für die Gemüseeinkäufe an. Es gibt auch Sammelstellen für bestimmte Kunststoffe und Materialien aus Metall. Aber es wird noch ein langer Weg und ich denke, ohne entsprechenden Druck (Pfandsysteme, Plastiktüten müssten bezahlt werden, ect.) wird sich nur sehr langsam eine Änderung einstellen.

Wie sagte ein kluger Korfiote vor einigen Tagen zu mir: " Hoffentlich setzen die großen Reiseveranstalter ihre Drohnungen in die Tat um und der Tourismus stürzt 1 oder 2 Jahre in die Tiefe....Vielleicht wachen dann meine Landsleute auf und machen das Richtige!!"

Dem ist nichts hinzuzufügen!!












 

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